Russland inszeniert sich als Opfer: Der Vormarsch der ukrainischen Truppen auf Kursk.

Ein Bericht von Anna Vilkova über die russische Berichterstattung.

Ukrainische Truppen drangen am frühen Morgen des 6. August 2024 in das Gebiet Kursk ein. Informationen darüber erschienen zwar auf der Hauptwebsite der Region, aber hier sehr langsam.  In den staatlichen Medien gab es dagegen rasch zahlreiche Berichte.

In den meisten Fällen folgen sie einer begrenzten Anzahl von Standardaussagen: Die Invasion sei z.B. gemeinsam mit westlichen Staaten geplant und koordiniert worden. In diesem Sinne wird der Präsidentenberater Nikolai Patruschew mit den Worten zitiert:

„Die Operation in der Region Kursk wurde auch unter Beteiligung der NATO und westlicher Geheimdienste geplant. Diese kriminelle Aktion wurde durch eine Vorahnung des bevorstehenden unausweichlichen Zusammenbruchs des Neonazi-Regimes in Kiew ausgelöst.“

Es wird außerdem viel über die schweren Verluste der ukrainischen Truppen berichtet. Und dass sie russisches Territorium nur betreten hätten, um Russland zu provozieren. Das sei ihnen aber nicht gelungen:

„Kiew wollte Russland aufregen und nervös machen, um die Offensive im Donbass zu stoppen, aber die russischen Truppen beschleunigten nur die offensiven Operationen.“ wird Wladimir Putin zitiert.

Oft wird behauptet, es handele sich nur um vorübergehende Schwierigkeiten, die definitiv überwunden würden, und dass Russland den Sieg davontragen werde. Außerdem wird betont, wie sehr das Land mit den Menschen bei Kursk mitfühle, wie gut ihnen geholfen werde und wie heldenhaft die russischen Soldaten seien.

“Zuallererst müssen wir an die Menschen denken, die schwere Prüfungen durchmachen und unter diesen Terroranschlägen leiden, und die heilige Pflicht der Streitkräfte besteht darin, alles zu tun, um den Feind aus diesen Gebieten zu vertreiben und unsere Bürger zuverlässig zu schützen. Und natürlich muss das ganze Land alles tun, um diese Menschen zu unterstützen.“ wird beispielsweise Wladimir Putin zitiert.

In verschiedenen Propagandaquellen sprechen auch Augenzeugen von den Gräueltaten der Ukrainer. Die Menschen in Russland konnten – so die Berichterstattung – nicht glauben, dass die ukrainischen Streitkräfte Zivilisten angreifen würden. Und es werden zusätzlich viele schreckliche Geschichten von Flüchtlingen erzählt.

Insgesamt vermittelt diese Medienberichterstattung den Eindruck eines gut organisierten, fürsorglichen Russlands, dem nun ein Unglück widerfahren ist. Trotzdem wird suggeriert, dass es sich selbst helfen und bald aus der Situation zu befreien wird.

Die mediale Berichterstattung kopiert inhaltlich die Bilder und Darstellungen der von Russland angegriffenen Ukraine und verkehrt sie. Insgesamt entsteht der Eindruck, als wäre der Krieg den Russen gegenüber ungerecht. „Im Zusammenhang mit der Zunahme von Sabotage und terroristischen Bedrohungen aus der Ukraine wurde in der Region Kursk ein Anti-Terror-Regime eingeführt“, schrieb Alexey Smirnov, amtierender Gouverneur der Region Kursk.

Ein Angriff der Russen auf die Ukraine – so bekommt man aus den russischen Medien den Eindruck – sei eine Befreiung, der der Ukraine auf Russland hingegen Terrorismus.

 

Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Kursk-Offensive_2024#/media/Datei:President_Vladimir_Putin_talks_with_the_governor_of_Kursk_in_August_2024.jpg/ www.kremlin.ru.