Anna Vilkova hat für www.antisla.de einen Blick auf die Berichterstattung in Russland geworfen. Wir veröffentlichen ihre Beobachtungen in zwei Teilen. Lesen Sie den ganzen Text.
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Ostdeutschland wurden in den russischen Medien unterschiedlich diskutiert. Manche waren besorgt. Einige benannten und analysierten trocken die Fakten, während andere sie in Bezug zu Russland und der aktuellen Situation in der Ukraine betrachteten.
So veröffentlichte die größte russische und damit propagandistische Nachrichtensendung, „Nachrichten auf Channel One“, am 01. September ein Video.
Es wurde von einem russischen Journalisten in Thüringen und Sachsen gedreht. Er behauptet darin “Nun kann man zwar nicht mehr zum Thüringer Landtag in Erfurt gehen, aber von hier aus sieht man deutlich die Flagge der Ukraine als Symbol der Unterstützung hängen. Diese Unterstützung war äußerst kostspielig, auch deshalb müssen Politiker von zwei der drei Parteien, aus denen die Bundesregierung (hier war wahrscheinlich die Landesregierung gemeint) besteht, nun Ämter räumen.”
Und weiter:
“Die Alternative für Deutschland wird in beiden östlichen Bundesländern ersten Daten zufolge über 30 % der Stimmen erhalten. In Thüringen kam der Fraktionsvorsitzende Höcke mit einem Niva-Wagen zum Wahllokal.“
Das Thema Sanktionen und Beziehungen in Russland spielte im Wahlkampf, beispielsweise bei der Kundgebung in Dresden, eine besondere Rolle. Es wurde im genannten Video der Auftritt von Alice Weidel gezeigt, die ausführte: “Ich persönlich, ich schäme mich dafür, dass nach dem Zweiten Weltkrieg, deutsche Panzer gegen Russland rollen.” Dazu wurde kommentiert: “Das erstaunliche Paradoxon der aktuellen Politik Deutschlands, der sozialdemokratische Kanzler scheut sich nicht, öffentlich die Parole der ukrainischen Nationalisten, Hitlers Komplizen, zu schreien (der Ausruf “Slava Ukraine” von Olaf Scholz, wurden im Video gezeigt und zitiert). Und der Co-Vorsitzende der Partei, die in dem Land offiziell des Rechtsextremismus verdächtigt wird, was im Übrigen einen rechtlichen Grund für die Überwachung durch die Geheimdienste darstellt, erinnert an die historische Verantwortung Deutschlands. Gleichzeitig versuchen Antifa-Mitglieder sofort, die Redner zum Schweigen zu bringen, indem sie riefen: „Nazis raus.“ Übrigens gab keiner der von uns in Dresden interviewten Anti-AfD-Demonstranten zu, die Ukraine zu unterstützen. Das Image von Kiew als Opfer hat sich tatsächlich spürbar verschlechtert.” So der Kommentator.
Währenddessen hörte man im Video vom Podium Alice Weidel sagen: “Und ich sage es hier und heute, keine deutschen Soldaten, keine Söhne, keine Väter, keine Waffen für diese Ukraine”.
Im Folgenden wurde nun ein Interview mit einer Teilnehmerin der Kundgebung gezeigt, die meinte: “Aus der Schule wissen wir von der Schlacht von Kursk im Zweiten Weltkrieg, als auch andere dort keine Chance hatten, die Russen zu besiegen. Jetzt ist die Situation dieselbe. Ich glaube, dass die Ukraine keine Chance hat zu gewinnen”.
Und weiter wurde im Video kommentiert:
“Laut Umfragen sind über 90 % der Thüringer Bevölkerung gegen die Scholz-Partei, über 95 % sind gegen die Grünen, noch schlimmer sieht es für die Freien Demokraten mit ihrer Befürworterin der Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine, Strack Zimmermann, aus. Die Intensität der Leidenschaften zeigt sich auch an der Zahl der Polizisten, die bei der AfD-Wahlveranstaltung in Erfurt eingesetzt wurden. Fast die gesamte Straße ist mit Polizeifahrzeugen gefüllt, und hier sehen wir, dass sie sogar einen Wasserwerfer mitgebracht haben. Die Polizei befürchtete Zusammenstöße zwischen rechts und links.”
Dann wurde ausgeführt:
“Basierend auf Antikriegsrhetorik erlangte das neue Parteienbündnis von Sahra Wagenknecht, einer ehemaligen Politikerin der Linkspartei, sehr schnell Popularität. Vor der Wahl stellte sie ein Video mit dem Titel „Scholz lügt“ vor, in dem es um die Versuche des Kanzlers ging, Moskau für die Degradierung der internationalen Rüstungskontrollarchitektur verantwortlich zu machen. Mit Zitaten macht die Politikerin deutlich, dass die Verantwortung gerade bei den USA liegt. Wagenknecht wendet sich aktiv gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine, was wohl der Grund für den Angriff auf sie vor den Wahlen war. Eine unbekannte Person übergoss die Politikerin mit einer unbekannten Substanz und schrie etwas über die Ukraine. Wagenknecht skizzierte öffentlich die roten Linien für die Teilnahme an einer möglichen Koalitio. Obwohl die Wahlen regional sind, hängen die Bedingungen mit der Außenpolitik des Landes in Bezug auf die Ukraine und die Vereinigten Staaten zusammen. Wir sprechen auch über die Pläne Washingtons, Mittelstreckenraketen in Deutschland zu stationieren”. Ihre Rede zeigt: “Bündnis Sahra Wagenknecht wird keiner Regierung angehören, die den Einsatz dieser Raketen akzeptiert oder unterstützt.”
Und weiter:
“Die Zeitschrift „Politico“ platzte mit einem alarmierenden Artikel heraus, in dem es heißt, dass Wladimir Putin seine Gebietseroberungen in Deutschland vorübergehend aufschieben könne. Die Rede ist von Thüringen und Sachsen. Die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht werden in dem Artikel als prorussische Parteien bezeichnet. Sie sind zwar für Verhandlungen mit Russland, aber sie sind nicht die Einzigen, der Osten denkt grundsätzlich anders. Für die Verhandlungen ist unter anderem der amtierende sächsische Ministerpräsident Kretschmer. Hier liegt die sächsische CDU von Kretschmer an erster Stelle, während der Ministerpräsident früher selbst für die an Putin gerichteten Worte “Eurer Exzellenz” und seinem Russlandbesuch noch vor der Speziellen Militäroperation in den Medien scharf kritisiert wurde”.
Dann folgte ein weiteres Zitat aus dem Politico-Artikel: “Dass selbst einer der führenden Ostkonservativen Deutschlands bereit war, vor Putin zu kapitulieren, unterstreicht das Ausmaß, in dem russische Trends in der Region Fuß gefasst haben”., das folgendermaßen kommentiert wurde: “Eigentlich ein Eingeständnis: Westliche Propaganda spricht den Osten Deutschlands nicht an. Tatsächlich vertrauen in Sachsen Umfragen zufolge nur 15 % der Einwohner den Medien”.
Daraufhin wurden TeilnehmerInnen der AfD Kundgebung mit Statements eingebendet: “Der Krieg in der Ukraine ist nichts anderes als ein amerikanischer Stellvertreterkrieg.” “Dieser Krieg wurde ganz offensichtlich vom Westen provoziert und angezettelt”. “Bei einer Kundgebung in Dresden versuchen Menschen sogar, durch uns eine Botschaft an den russischen Präsidenten zu übermitteln, der früher in dieser Stadt arbeitete: “Das können Sie Putin sagen, wir möchten Frieden”.
Nun wurde folgende Szene eingeblendet:
“Bundeskanzler Scholz wird in der Stadt mit unzufriedenen Tönen begrüßt; er ist gekommen, um seine Partei zu unterstützen, die ersten Angaben zufolge in Thüringen weniger als 7 % der Stimmen erhält. Seine Rede wurde immer wieder durch die Schreie verärgerter Bürger unterbrochen. Als Scholz begann, über Frieden und die Pläne des überfälligen Selensky zu reden, konnte man die negative Reaktion kaum ignorieren.”
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Ostdeutschland wurden trotz ihrer nur regionalen Bedeutung in den russischen Medien aufgenommen – und oft instrumentalisiert.