Erinnerungspolitik von Rechts: AfD gedenkt am Volkstrauertag den „tapferen Männern und Frauen, die in den Wirren der Kriege ihr Leben gelassen haben“

Die AfD gedenkt am Volkstrauertag in ihrem Mitglieder-Magazin „Kompakt“ den „tapferen Männern und Frauen, die in den Wirren der Kriege ihr Leben gelassen haben“. Als Nation solle der Opfer gedacht werden und daraus die Verpflichtung erfolgen, für eine „bessere Zukunft“ einzustehen.

Davon abgeleitet wird ein Appell an die Regierung gerichtet, die sich gegen Waffenlieferungen einsetzen solle. Denn: „Niemals wieder sollen deutsche Soldaten in fremden Ländern kämpfen müssen!“.

Ungeachtet aller Kritik am Volkstrauertag, der seit 1952 als staatlicher Gedenktag in der Bundesrepublik begangen wird, ist vor allem in den letzten Jahren eine vermehrte Aneignung dieses sogenannten stillen Gedenktags durch rechte Gruppierungen zu beobachten. Immer wieder organisieren Gruppen der rechtsextremen Szene eigene Veranstaltungen am Volkstrauertag, einhergehend mit der Glorifizierung des deutschen Soldatentums im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Auch die AfD bedient sich rhetorisch derartiger Verherrlichungen. So konstatierte der nationalkonservative AfD-Politiker Alexander Gauland bereits 2019″… das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“.

Diese völlige Verharmlosung der Verbrechen der deutschen Wehrmacht ist ein verbreitetes Narrativ unter anderem im Zusammenhang mit dem Volkstrauertag, bei dem die nationalsozialistische Gewaltherrschaft als entkoppelt von der deutschen Gesellschaft begriffen wird. Hinter vermeintlichen Forderungen nach Frieden versteckt sich oftmals eine Opfererzählung, die die historische Komplexität außer Acht lässt.

Eine Übernahme von Verantwortung für die Schrecken des Zweiten Weltkriegs fehlt in der Stellungnahme der AfD vollkommen. Die euphemistische Sprache verschleiert Täterschaft und verharmlost die Rolle deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg, vor allem in Gebieten Osteuropas. Weiterhin fokussiert sich der Beitrag ausschließlich auf deutsche Opfer, insbesondere deutsche Soldaten, und verzichtet auf die Erwähnung der Millionen zivilen und militärischen Opfer, die vor allem im östlichen Europa ums Leben kamen, beziehungsweise auf Befehl der deutschen Kriegsführung ermordet wurden.

Das Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs wird für politische Stimmungsmache instrumentalisiert. Durch die Erwähnung von Waffenlieferungen wird implizit auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine verwiesen, ohne die Taten deutscher Soldaten auf dem Gebiet der heutigen Ukraine während des Zweiten Weltkriegs damit in Zusammenhang zu setzen. Es wird keine historische Verantwortung für deutsche Schuld in diesen Raum übernommen und Kontinuitätslinien werden damit verharmlost.

E.S., A.S., K.N.

Den Originalbeitrag der AfD lesen Sie hier: https://afdkompakt.de/2023/11/19/gedenken-zum-volkstrauertag-2/

Bild: 117er Ehrenhof in Mainz: Ehrenmahl für die 263. Wehrmachtsdivision, die ab 1941 an der „Aktion Barbarossa“ mitwirkte. Die Burschenschaft Germania Halle zu Mainz legt jährlich zum Volkstrauertag einen Kranz nieder. Eine private Gegeninitiative gedenkt ebenfalls mit einem Kranz den von der Wehrmacht Getöteten in der „Aktion Barbarossa“ in Osteuropa.